Stellungnahme der DPSG zur Kirchenpolitik
Mit großer Sorge verfolgen wir als Mitglieder der Bundesleitung der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) in diesen Tagen die Geschehnisse in der katholischen Kirche und die Reaktionen in unserer Gesellschaft.
Mit großer Sorge verfolgen wir als Mitglieder der Bundesleitung der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) in diesen Tagen die Geschehnisse in derkatholischen Kirche und die Reaktionen in unserer Gesellschaft. Durch die Aufhebung der Exkommunikation für vier Mitglieder der Pius-Bruderschaft, verbunden mit der Leugnung des Holocaust durch einen der vier, steht im Moment das in Gefahr, was wir Kindern und Jugendlichen vermitteln möchten: die befreiende Botschaft Jesu Christi und die Erfahrung, dass Gott uns in seiner Liebe geborgen ein lässt. Die derzeitigen Diskussionen stellen Vieles von dem, was wir unter „Kirche“ verstehen, in Frage und bringen es in Misskredit. Dazu tragen scheinbar unbedachte und unzulänglich recherchierte Beweggründe im Vatikan ebenso bei wie das Vermischen von verschiedenen Tatsachen in der deutschen Presse und Gesellschaft. Wir setzen uns deshalb ein für eine sachliche und objektive Diskussion
der Geschehnisse.
Als Bundesleitung der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg
• stehen wir voll und ganz hinter den Entscheidungen des II. Vatikanischen Konzils, das als höchstes Lehramt der katholischen Kirche wegweisendeRichtungsanzeigen gemacht und das „Fenster“ der Kirche für unsere moderne Gesellschaft geöffnet hat. Im Miteinander der christlichenKonfessionen, im Dialog der Religionen, im eigenen Verständnis
des Kirche-Seins hat das Konzil Positionen bezogen, die eine Chance bieten, den Glauben an Gott in die Zukunft zu tragen;
• begrüßen wir es, wenn der Papst in einer „väterlichen Geste“ die Einheit in der Kirche stärken möchte und auf die „verlorenen Schafe“ der Traditionalistenzugeht. Eine solche Geste ist aber nur dann lauter, wenn sie auch anderen Menschen gilt, die etwa durch Brüche in ihrem Leben vonden Sakramenten (z.B. wiederverheiratete Geschiedene) oder grundsätzlich von kirchlichen Ämtern ausgeschlossen sind oder schlichtwegeinfach nur eine andere Überzeugung haben;
• verwehren wir uns aufs Schärfste gegen eine Verfälschung der Geschichte insbesondere im Blick auf den Holocaust. Millionen umgebrachter Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, Homosexuelle,Behinderte und andere müssen in unserer Erinnerung bleiben, damit ein solches Unrecht nie wieder geschieht. Wer diese Geschichte und ein solches Unrecht leugnet, kann in derkatholischen Kirche keine Heimat haben!
• setzen wir uns ein gegen alle antisemitischen und rassistischen Strömungen in unserer Kirche und Gesellschaft. Gemeinsam mit den Schwestern und Brüdern des „Ersten Bundes“ verstehenwir uns auf dem Weg, Gott nahe zu kommen und ihn in unserem Leben zu finden; gemeinsam mit allen Menschen guten Willens sehen wir uns auf einem Weg hin zu Frieden, Gerechtigkeitund zur Bewahrung der Schöpfung;
• begrüßen wir die Erklärungen der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zu den Vorgängen der letzten Tage sowie die Klarstellungen des Kardinalstaatssekretärsund setzen uns dafür ein, dass die katholische Kirche auch weiter eine Heimat für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sein kann;
• bekennen wir eindeutig, dass die jüngsten Äußerungen von Richard Williamson für uns nicht tragbar, da menschen- und geschichtsverachtend sind. Auch die Äußerungen des Generaloberender Pius-Bruderschaft, Bernard Fellay, zum II. Vatikanischen Konzil bieten für uns keinerlei Grundlage einer Gemeinschaft im Glauben;
• fordern wir den Papst und die Kurie in Rom auf, die Konsequenzen aus diesen Äußerungen, aber auch aus dem eigenen Verhalten der letzten Tage zu ziehen. Es darf nicht sein, dass vatikanische Akte oder Fehleinschätzungen der Kurie Menschen aus der Kirche treiben und auch unsere Bemühungen als Jugendverband, das Evangelium zu leben und weiterzugeben, zutiefstgestört werden;
• wollen wir selber dazu beitragen, dass in der DPSG und in unserer Kirche der Glaube „in der Tat“ lebendig ist und eine frohe Botschaft bleibt, die Kindern, Jugendlichen und Erwachsenenhilft, ihr eigenes Leben zu deuten, zu orientieren und zu gestalten.
Wir hoffen auf einen guten neuen Dialog aller, denen der Glaube und die Kirche am Herzen liegen und um gute Wege in eine Zukunft, in der tatsächlich Kinder und Erwachsene, Frauen und Männer, Priester und Laien gemeinsam unterwegs sind und unsere Kirche gestalten.2Ebenso bauen wir auf einen Dialog zwischen den großen Religionen. Der gemeinsame Glaube an den einen Gott muss uns anspornen, auch nach gemeinsamen Wegen für Gerechtigkeit und Frieden zusuchen.
Alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder rufen wir auf, nicht die falschen persönlichen Konsequenzen aus der derzeitigen Situation zu ziehen, sondern auch weiterhin in der Kirche den Glauben in der Tat umzusetzen. Als katholischer Pfadfinderverband haben wir unseren Platz in der Kirche und können nur so diese mit gestalten.Wir vertrauen darauf, dass bei allem, was wir tun und wofür wir stehen, Gott uns nahe ist, uns unterstützt und trägt.
Die Bundesleitung
Pressemeldung DPSG Kirchenpolitik 2009 (25.74 kB)
Stellungnahme DPSG zur Kirchenpolitik 2009 (112.06 kB)